Über Trigger und Nervensystem – Ein Weg zur Selbstregulation und Heilung

Viele Menschen wiederholen immer wieder dieselben Muster, weil sie ihre Trigger nicht erkennen oder nicht verstehen, wie sie damit arbeiten können. Trigger sind keine Fehler, sondern Einladungen. Sie zeigen uns, was in uns noch ungeheilt ist.

Was sind Trigger?

Ein Trigger ist eine Reaktion, die emotional unverhältnismäßig erscheint. Meist hat sie wenig mit der aktuellen Situation und viel mit der Vergangenheit zu tun. Die entscheidende Frage lautet:
„Wie färbt meine Vergangenheit meine Gegenwart?“

Beispiel: Wenn meine Partnerin mich kritisiert und ich mich beschämt oder angegriffen fühle, kann das an Erfahrungen aus meiner Kindheit liegen – z. B. wenn Kritik damals gleichbedeutend mit Ablehnung war. Mein Nervensystem reagiert dann nicht auf das Jetzt, sondern auf das Damals.

Die Rolle des Nervensystems

Unser Nervensystem reagiert ständig auf Reize – bewusst und unbewusst. Das Konzept der Polyvagal-Theorie unterscheidet drei Zustände:

  1. Ventraler Vagus-Zustand: Ruhe, Sicherheit, Verbindung („rest & digest“)
  2. Sympathikus-Zustand: Aktivierung, Kampf oder Flucht („fight or flight“)
  3. Dorsaler Vagus-Zustand: Rückzug, Erstarrung („shutdown“)

Welcher Zustand aktiviert wird, hängt von unserer Neurozeption ab – der unbewussten Wahrnehmung von Sicherheit oder Gefahr.

Je nach früheren Erfahrungen reagiert unser System unterschiedlich. Was mich triggert, lässt dich vielleicht völlig kalt – und umgekehrt. Deshalb ist es in Beziehungen so wichtig, auch das Nervensystem des anderen zu verstehen.

Studien zu Kindheitstrauma

Studien mit über 17.000 Menschen zeigten, dass Kindheitserfahrungen wie Vernachlässigung oder Missbrauch (Adverse Childhood Experiences – ACEs) stark mit späteren Erkrankungen zusammenhängen – etwa Depression, Herzkrankheiten, Sucht oder Krebs.
Trauma bleibt oft im Nervensystem „stecken“. Daher ist Heilung nicht nur emotional oder mental – sondern auch körperlich notwendig.

Was hilft?

1. Atmung zur Regulation des Nervensystems
Atme 4 Sekunden ein, halte 4 Sekunden, atme 6 Sekunden aus – wiederhole das mehrere Minuten.

2. Orientierung im Hier und Jetzt
Wenn du getriggert bist:
– Schau dich um: Nenne 5 Dinge, die du siehst
– Höre genau hin: Nenne 3 Dinge, die du hörst
– Spüre in deinen Körper: Was fühlst du gerade physisch?

3. Auditive Vagus-Stimulation
Atme tief ein und atme mit einem hörbaren „Ahhh“ aus. Wiederhole das mehrmals. Das stimuliert den Vagusnerv und signalisiert deinem Gehirn: „Ich bin sicher.“

Fazit

Heilung beginnt mit Bewusstsein. Wenn wir verstehen, wann, wie und warum wir getriggert werden, können wir unsere Reaktionen verändern. Nicht durch Unterdrückung – sondern durch liebevolle Aufmerksamkeit. Trigger zeigen uns die Anteile in uns, die sich noch nicht geliebt, gesehen oder akzeptiert fühlen.

Wenn du dich also das nächste Mal getriggert fühlst, frage dich:

  • Was fühle ich gerade körperlich?
  • Welche Erinnerung oder Erfahrung könnte dahinterstecken?
  • Was braucht dieser Anteil von mir?

Selbstregulation ist ein Weg zu mehr Verbindung – mit dir selbst und mit anderen.

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