Lebenskonzepte

Ikigai und Stoizismus: Zwei Wege zur inneren Erfüllung

Die Lebensphilosophien Ikigai und Stoizismus haben unterschiedliche Ursprünge – der Stoizismus entstand in der griechisch-römischen Antike, Ikigai hat seine Wurzeln in Japan. Doch beide Philosophien bieten einen Rahmen für ein sinnvolles, erfülltes Leben. Während der Stoizismus sich auf Gelassenheit, Tugend und Widerstandsfähigkeit konzentriert, stellt Ikigai die persönliche Erfüllung durch Sinn und Leidenschaft in den Mittelpunkt. Trotz dieser Unterschiede gibt es einige spannende Parallelen.


1. Ursprung und Grundprinzipien

Ikigai – Der Sinn des Seins

Ikigai ist ein japanisches Konzept, das oft als „der Grund, morgens aufzustehen“ übersetzt wird. Es beschreibt die Harmonie zwischen vier Bereichen:

  1. Was du liebst (Passion)
  2. Was die Welt braucht (Mission)
  3. Worin du gut bist (Berufung)
  4. Womit du Geld verdienen kannst (Profession)

Ein Mensch, der sein Ikigai gefunden hat, lebt ein ausgeglichenes und sinnstiftendes Leben. Besonders in der japanischen Kultur ist es mit Langlebigkeit und Zufriedenheit verbunden.

Stoizismus – Die Kunst der Gelassenheit

Der Stoizismus wurde in der Antike von Philosophen wie Seneca, Epiktet und Marc Aurel geprägt. Er lehrt, dass der Mensch Glück findet, indem er sich auf das konzentriert, was er kontrollieren kann, und alles andere mit Gleichmut hinnimmt. Die Kernprinzipien sind:

  1. Akzeptanz der Natur des Lebens (Dinge geschehen, ob wir wollen oder nicht)
  2. Fokus auf Tugend und Selbstbeherrschung (Weisheit, Mut, Gerechtigkeit, Mäßigung)
  3. Emotionale Gelassenheit (nicht von externen Dingen abhängig sein)

Stoiker streben nach Ataraxia, einer inneren Ruhe, die unabhängig von äußeren Umständen ist.


2. Gemeinsamkeiten zwischen Ikigai und Stoizismus

1. Lebenssinn und Fokus auf das Wesentliche

Sowohl Ikigai als auch Stoizismus lehren, dass ein erfülltes Leben nicht von oberflächlichen Zielen (wie Reichtum oder Ruhm), sondern von einem inneren Sinn abhängt. Ikigai findet diesen in Leidenschaft und Zweck, Stoizismus in Tugend und Selbstbeherrschung.

2. Akzeptanz und Gelassenheit

Beide Philosophien betonen die Wichtigkeit der Akzeptanz:

  • Stoizismus: „Ändere, was du kannst – akzeptiere den Rest.“
  • Ikigai: „Lebe im Einklang mit dem, was dich glücklich macht.“

Beide Konzepte führen zu einem Zustand innerer Ruhe.

3. Langfristige Zufriedenheit statt kurzfristiger Belohnungen

Weder Ikigai noch Stoizismus basieren auf hedonistischem Vergnügen. Stattdessen geht es um langfristige Erfüllung durch eine sinnvolle Lebensweise.


3. Gegensätze zwischen Ikigai und Stoizismus

1. Umgang mit Emotionen

  • Ikigai ermutigt dazu, der eigenen Leidenschaft zu folgen und Freude in der Arbeit oder einer Berufung zu finden.
  • Stoizismus hingegen lehrt, Emotionen zu kontrollieren und sich nicht von Leidenschaften mitreißen zu lassen.

Ein Stoiker könnte sagen: „Was dich glücklich macht, kann dich auch unglücklich machen – sei unabhängig davon.“ Ein Anhänger von Ikigai hingegen würde sagen: „Folge deiner Passion, denn sie gibt deinem Leben Sinn.“

2. Das Verhältnis zur Außenwelt

  • Ikigai setzt darauf, dass der Mensch einen Beitrag zur Gesellschaft leistet. Ein erfülltes Leben ist eines, das auch anderen dient.
  • Stoizismus ist stärker individualistisch geprägt. Es geht darum, innere Ruhe zu bewahren, unabhängig davon, was andere denken oder tun.

3. Der Blick auf Glück und Leid

  • Ikigai ist optimistisch und sucht nach positiven Aspekten des Lebens.
  • Stoizismus akzeptiert, dass Leiden ein unvermeidlicher Teil der Existenz ist und dass Glück oft eine Illusion sein kann.

4. Fazit: Zwei Wege zur Erfüllung

Ikigai und Stoizismus sind zwei Philosophien, die trotz ihrer Unterschiede einen gemeinsamen Kern haben: Sie helfen Menschen, ein sinnvolles Leben zu führen. Während Ikigai nach Freude und Erfüllung strebt, konzentriert sich der Stoizismus auf Gelassenheit und innere Stärke.

Letztendlich könnte eine Kombination beider Philosophien eine besonders ausgewogene Lebensweise sein:

  • Von Ikigai lernen: Finde, was dir Freude bereitet und Sinn gibt.
  • Vom Stoizismus lernen: Akzeptiere das Leben, kontrolliere deine Reaktionen und bleibe unabhängig von äußeren Umständen.

Wer beide Ansätze klug kombiniert, kann sowohl innere Ruhe als auch Lebensfreude kultivieren – ein echtes Rezept für ein erfülltes Leben.

Buchempfelungen zu diesen Thema

weitere Buchempfehlungen findest du hier